Es sind nur sechs ein­fache Dinge, die die Arbeit von Pflege­fachkräften begeis­tern. Ich kenne es bei anderen Fam­i­lien und auch bei uns im Team in Jena.

1. Ein Patient

Es mag sein, dass die 1:1‑Pflege wie in der außerklin­is­chen Inten­sivpflege nicht jedem sein Geschmack ist. Jed­er Pflege­bere­ich bietet sein Plus, sein gewiss­es „Extra“.

Das gewisse Plus in der 1:1 — Pflege, also nur einen Patien­ten in sein­er Schicht zu ver­sor­gen, ist die eigene Plan­barkeit sein­er Pflegeauf­gaben und die Zeit dafür.

Jede Pflegekraft kann hier, im Ein­klang mit der Pflege­pla­nung, dem Tagesablauf und dem Pflegekun­den, die Auf­gaben nach der eige­nen Erfahrung verteilen.

Sie weiß, für die Über­prü­fung der Not­fall­tasche benötige ich länger, doch das Umlagern geht immer fix.

Das zweite Plus ist, man kann sich auf die Belange eines einzel­nen konzen­tri­eren und kommt nicht in den Druck: Au, ich habe noch die Medika­mente zu holen für Patien­ten X im Zim­mer zwei und Patient Y in der Drei wartet auf Toi­lette.

2. Zeit für Pflege

Und damit sind wir automa­tisch bei der Zeit für die Pflege.

Ich will es nicht ver­schweigen: Es gibt auch in der 1:1 — Pflege eine Tagesstruk­tur, die zeitliche Vor­gaben macht. Sei es, 9:30 Uhr ste­ht der Fahr­di­enst vor der Tür oder um 11:30 Uhr sind die Antieplilep­ti­ka zu sondieren.

Doch kann in der 1:1 — Pflege, wie bei uns üblich, die Pflege­pla­nung indi­vidu­ell auf die zeitlichen Bedarfe aus­gerichtet wer­den.

Sage ich es anders: Wir Pflegekräfte wis­sen, dass die gle­iche Pflegeauf­gabe bei der Pati­entin, Frau B., länger dauern kann als bei Her­rn C. Es kann auch sein, je nach Pfle­gende, dass die gle­ichen Auf­gaben in unter­schiedlich­er Zeit erbracht wer­den.

Unter­schiedliche Geschwindigkeit­en im Arbeit­sprozess seit­ens der Angestell­ten gibt es auch in anderen Jobs. Sie ist so indi­vidu­ell, wie wir Men­schen sind.

Manch­es fällt uns leichter, bei manchen The­men tun wir uns schw­er oder sind gründlich­er als andere, was ein Plus an Zeit erfordert.

Es ist okay. Denn eine gute Führungskraft weiß und beachtet dies, in dem es die Leute „coacht“, Auf­gaben möglichst indi­vidu­ell nach deren Stärken verteilt und Pri­or­itäten für die Angestell­ten definiert.

Eine Führungskraft erk­lärt: Hier reichen mir 80 % der Qual­ität und dort benötige ich 100 %, auch wenn daran länger gear­beit­et wird.

Doch ist dies jet­zt nicht der Punkt. Es gilt: In der 1:1‑Pflege kann der Pflege­plan auf den Patien­ten abges­timmt wer­den.

So machen wir es: Wir wis­sen über die jahre­lange Pflege in Jena, dass Linn zwis­chen den Pflegeauf­gaben immer gute Zeit­puffer benötigt, zum Beispiel von 15 oder 30 Minuten bis zum näch­sten Akt.

Kranken­z­im­mer in Kinderklinik mit Eltern­bett

Wir stim­men uns hierzu in Teambe­sprechun­gen mit unseren Pflege­fachkräften immer wieder ab und benöti­gen auch eine Rück­mel­dung, wenn sie merken:

Sor­ry, aber 7:30 Uhr bei der Hausärztin vor der Prax­is zu ste­hen, das schaf­fen wir nicht, aber 8:30 Uhr ist möglich.

3. Augenhöhe

Jupp, und wir rutschen auf die Augen­höhe der Pflege­fachkräfte zur Leitung und untere­inan­der.

In einem Team soll­ten die Werte Part­ner­schaft, Offen­heit und Inte­gra­tion hoch ange­siedelt wer­den.

Alle im Team, egal welche Qual­i­fika­tion und Rolle, sind genau­so wertvoll wie du und ich. Jed­er ist okay, wie sie/er ist.

Dies sehen wir für die Pflegear­beit als essen­ziell an. Denn ein weit­er­er Grund­satz ist: Nur wenn es mir gut geht, ich mich sich­er füh­le, kann ich auch gut meinen Job erbrin­gen.

Dazu gehört, dass ein jed­er sich in einem Team auf Augen­höhe mit anderen erlebt und weiß, ich kann mich ein­brin­gen, mit­teilen, wo, was nicht gut läuft oder was mir bei der Arbeit schw­er­fällt.

Inte­gra­tion bedeutet, dass ich mit dafür sorge, die anderen auch ins Team zu inte­gri­eren, einzu­binden und ich mich selb­st ein­bringe.

Es ist das Gegen­teil von Lästern, was aus­gren­zen bedeutet.

Damit wird es möglich, wenn ich mich ein­mal falsch entsch­ieden habe, ein Fehler machte, dann kann ich dies mit­teilen und wir prüfen gemein­sam, wie wir in ein­er solchen Sit­u­a­tion das näch­ste Mal bess­er lösen kön­nen.

Denn was mir passierte, hätte auch jemand anderen passieren kön­nen.

Und hey, die Werte Part­ner­schaft, Offen­heit und Augen­höhe kön­nen auch mit Hier­ar­chien, also Führungsebe­nen, gelebt wer­den.

Ich weiß, viele haben hier andere Erfahrung.

Dies hat mehrere Ursachen, zum einen, wenn Führungskräfte selb­st nicht begreifen, dass Hier­ar­chien etwas Funk­tionelles ist, um Ver­ant­wor­tungs- und Auf­gaben­bere­iche zu definieren, nicht Macht.

Zum anderen bedeutet Führung, die Mit­tel und Lösun­gen bere­itzustellen, damit das mir zuge­ord­nete Team seine Auf­gaben gut meis­tern kann.

Hier­ar­chien dienen dem Ziel des Unternehmens, nicht den einzel­nen.

4. Familie

Und wie ist Führung, Augen­höhe mit der Fam­i­lie verknüpft?

Viele Pflegekräfte mögen es, in einem famil­iären Betrieb zu arbeit­en, also einem kleinen Haus, kleinen Dienst wie unser­er.

Die Gründe sind vielfältig. Da geht es ein­mal um das Sehen und Gese­hen wer­den von anderen. Ein wichtiges Grundbedürf­nis von uns allen.

Wir wollen als Men­sch, als Mitarbeiter:in und mit dem, was wir leis­ten, bewirken gese­hen wer­den.

Pflegez­im­mer oder Kinderz­im­mer — halt kein Pflege­bett

Dazu gesellt sich für uns als Men­sch das Grundbedürf­nis, andere Men­schen zu helfen, damit deren Leben ein­fach­er wird.

Dies gilt für die Pflege zu 100 %, wie wir alle wis­sen, aber es gilt auch in einem Büro oder bei ein­er Web­de­signer­in, die mit ihrer Arbeit den Kun­den helfen möchte, im Inter­net sein Pro­dukt bekan­nt zu machen.

Das Leben der anderen zu vere­in­fachen, hil­ft auch mir. Denn geht es den anderen bess­er, kön­nen sie wiederum mir helfen.

Ein Grund­satz, der wiederum für ein Team wichtig ist.

Linn lebt bei uns in der Fam­i­lie und dort ist der Arbeit­splatz.

Wir sind eine Fam­i­lie und wir wis­sen, wie wichtig die eigene Fam­i­lie für jede Pflegekraft sein kann oder ist.

Viele Gesund­heits- und Krankenpfleger:innen müssen und wollen Fam­i­lie, die Kind­be­treu­ung und ihre Arbeit in Ein­klang, in eine Bal­ance brin­gen.

Sie wollen unter anderem nicht aus­ge­pow­ert von der Arbeit kom­men, weil sie noch nach dem Job mit der/dem Partner:in etwas unternehmen möcht­en.

Wir ver­suchen als Fam­i­lie und Arbeit­ge­ber best­möglich unsere Pflegekräfte hier in Jena zu unter­stützen, mit

  • eine sichere Dien­st­pla­nung
  • Rück­sprache über Dien­stzeit­en
  • Offen­heit und schnelle Ansprech­barkeit von uns bei Prob­le­men
  • eine Pflege- und Tage­s­pla­nung, die auch umge­set­zt wer­den kann

Genau­so gibt es ein sicheres Dien­s­tende. Also wenn geplant fün­fzehn oder sechs Uhr Dien­s­tende ist, dann ist Dien­s­tende.

Wir wis­sen auch, es ist eine Illu­sion oder eine nie erfüll­bare Auf­gabe, zu meinen, man könne Pri­vat und Arbeit ein­fach tren­nen.

Es ist eine kün­stliche Tren­nung.

Wenn ich pri­vate Prob­leme habe, die mich trau­rig machen, kann ich mich durch die Arbeit ablenken, doch heißt es nicht, es legt sich ein Schal­ter um und es geht mir auf der Arbeit gut.

Das ist okay, denn wir wis­sen, jed­er ver­sucht seinen Job best­möglich zu machen. Ein jed­er Tag anders.

5. Lebenswert

Die 1:1‑Pflege, Ver­sorgung oder auch Assis­tenz, schafft es, dass das Leben von schw­er erkrank­ten Men­schen wieder lebenswert wird.

Sie wer­den mit ihren Bedürfnis­sen wahrgenom­men, gese­hen und die Pflege kann nach den indi­vidu­ellen Bedürfnis­sen und Wün­schen erar­beit­et, geplant und umge­set­zt wer­den.

Kennst du als Pflegende:r das Gefühl, wenn du erfährst, mit dein­er Hil­fe ist das Leben wieder mit schö­nen Momenten ver­bun­den? Dazu wird dir noch gedankt.

Ich kenne es von der Onkolo­gie, kenne es als Leitungskraft und in der Selb­sthil­fe. Für mich ist es eine Art Stolz und ich erlebe selb­st Dankbarkeit, die wiederum mein Leben bere­ichert.

Wie fühlst du dich dann?

In der 1:1‑Pflege in vie­len Fam­i­lien wird durch den Pflege­di­enst erst wieder eine Art „nor­males“ Fam­i­lien­leben möglich.

Auch wir erlebten und erleben es so, weshalb wir unseren Pflege­fachkräften sehr dankbar sind für ihr Dasein, für ihren Ein­satz.

6. Pflege wirkt

Ich empfinde es als bedauer­lich, wenn ich eine Auf­gabe abar­beite und gar nicht sehe, was ich damit bewirke. Es ent­fremdet mich.

Doch Pflege wirkt und wir als Alten- oder Krankenpfleger:in erleben es tagtäglich. Sei es in der Chirurgie, wenn wir Her­rn K. an den Bet­trand mobil­isieren oder in der Kar­di­olo­gie, wenn wir mit einem kleinen Gespräch Äng­ste min­dern kön­nen.

Ja, Pflege wirkt und dies auch in der 1:1 — Pflege.

Bei Linn sehen wir es, wenn durch den Ein­satz der Rüt­tel­weste und dem Hus­te­nas­sis­ten­ten eine Lun­genentzün­dung abgewen­det wird.

Oder durch die jahre­lange, kon­se­quente Anwen­dung orthopädis­ch­er Hil­fen Linn bish­er nicht operiert wer­den musste.

Pflege wirkt, ein­fach und durch das gute Fach­wis­sen der Pflegekräfte.