Linns 18. Geburt­stag sollte ein beson­der­er sein. Nicht nur, weil eine solche Leben­szahl ein beson­der­er Tag ist, son­dern auch weil durch die lange Pan­demie einiges anders ver­lief als angedacht.

Dieses Ereig­nis sollte für die aus­ge­fal­l­enen Feiern wieder einen Raum bauen, in dem wir alle erneut zusam­men­zukom­men.

Er wurde ein beson­der­er Moment, zwar nicht an einem einzi­gen Tag, aber über mehrere. Die große Feier ste­ht noch aus, denn diese musste wegen der Coro­nalage ver­schoben wer­den in den Mai.

Der Geburtstag in mehreren Momenten

In der Schule, an ihrem großen Tag, gab es mit­tags eine Aktion für sie in der Sporthalle, ver­anstal­tet von ihrer Schulk­lasse, ihren Lehrer:innen, der Schul­be­gleitung und der Pflege. Es fol­gte Polon­aise durch die Schule, angelehnt an die Faschingszeit.

Und am Sam­stag, den 5. März, gab es als Geschenk eine Über­raschung: Eine kleine Feuer­show für Linn.

Über­raschung, da wir als Fam­i­lie nicht wussten, wann und was Linn von ihren Pflege­fachkräften, ihren Fre­un­den und Fam­i­lie bekom­men sollte. Wir wussten nur, irgend­was find­et inner­halb und mit dem PflegeTeam statt, wo wir nicht hin­schauen oder nichts davon hören dür­fen.

An diesem Sam­stag klin­gelte es am frühen, dun­klen Abend. Linn sollte ger­ade von uns ins warme Bad gefahren wer­den. Der Plan scheit­erte und das Bade­wass­er wurde kalt.

Stattdessen wurde sie wieder von der Pflege­fachkraft eingepackt in wär­mende Klei­dung, in den Roll­stuhl trans­feriert und hin­aus­ge­fahren in unseren Hin­ter­hof. 

Ein­fach so in 15 Minuten. Wie schnell doch manch­mal die Pflege sein kann 😉

Dort warteten die anderen Pflege­fachkräfte samt Fam­i­lien mit war­men Getränken auf sie, auf uns, die Fam­i­lie. Und es wartete das Team der Feuer­show von Fire­flowart aus Jena.

Die Show startete mit einem Song von Abba. Ein­fach toll. Abba, ihren Rhyth­mus und Sound mag Linn in beson­derem Maße. Die Künstler:innen zeich­nen mehrere Fig­uren mit dem Feuer, es wurde jongliert mit bren­nen­den Fack­eln und am Ende ging die “Feuer­spielerin” fast voll­ständig in den Fla­men unter. 

Tanz ver­sunken im Feuer
Das Feuer malt sich um die Kün­st­lerin

Es waren Licht­spiele mit sehr starken Kon­trasten, die Linn auf ihre Weise wahrn­immt, eben weil ihr Vis­us so ger­ing ist, dass sie als blind gilt. Es war genau passend für sie.

Dazu nimmt Linn mit viel Freude und Dankbarkeit diese tolle Stim­mung um sie herum auf. Diese war wun­der­schön, auch wenn durch die Minus­grade am Abend, trotz des Glüh­weins, die Zeit nicht lange wurde.

Vie­len Dank von uns Eltern, von Linn und ihrer Schwest­er, für die gelun­gene Über­raschung. Ein Dank ans Pflegeteam Zitro­nen­zuck­er, die Fre­un­den und an die Fam­i­lie, welche diese Feuer­show Linn geschenkt haben.

Ein­fach eine tolle Idee mit einem sehr starken Ein­drück­en, die wir gerne in Erin­nerung hal­ten wer­den. Vie­len Dank auch für die Künstler:innen für diese geniale und gefahrvolle Arbeit.

18 Jahre für Linn für uns in Jena

Mit einem solchen Leben­s­jahr, das 19., verbindet sich für viele ein weit­er­er Schritt in die Selb­st­ständigkeit. Wie man es eben beze­ich­nen kann, wenn ab dem Start­tag, der 18. Geburt­stag, ein:e jede:r für sich weitre­ichende Entschei­dun­gen tre­f­fen kann und muss und dafür auch die volle Ver­ant­wor­tung trägt.

Linn bet­rifft es auch. Doch durch ihre Erkrankung und Behin­derung kann sie selb­st keine Entschei­dun­gen tre­f­fen. 

Dafür kann sie sich eine:n Betreuer:in suchen. Das Amts­gericht prüft dann diese Entschei­dung und schwups, die / der Betreuer:in übern­immt ihre Verpflich­tun­gen, Entschei­dun­gen und Geschäfte.

In vie­len Fam­i­lien, mit einem jun­gen Men­schen mit Behin­derung, übernehmen häu­fig die Eltern oder ein Eltern­teil dies. Eigentlich ändert sich nichts. Die Eltern hat­ten das Sorg­erecht. 

Aber dies ist zu kurz gedacht. Eine Betreu­ung hat andere Spiel­regeln und die / der Betreute hat weit­er­hin Rechte, zum Beispiel auch seine Betreu­ung anzufecht­en. Mehr Infos find­est Du beim Fam­i­lien­rat­ge­ber oder beim Bun­desver­band für mehrfach- und kör­per­be­hin­derte Men­schen.

Für uns ist diese Art “Sorg­erecht” auch eine kleine Ent­las­tung, denn Linn darf und sollte wie jed­er von uns ein selb­st­ständi­ges Leben führen, soweit möglich und wie sie es kann. Dazu gehört auch, eigene Wege zu gehen.