Die außerklin­is­che Inten­sivpflege in Jena wird 18 Jahre. Oh nein, mein Fehler! Sie ist älter und ich hat­te selb­st damals als Beruf­sstarter in der Krankenpflege hier und dort über die Anfänge in der Stadt erfahren. Aber die Zahl 18 ste­ht. Linn wurde im Feb­ru­ar 18 Jahre alt.  

Und seit 18 Jahren ist die häus­liche Krankenpflege bei uns zu einem Kreis in unser­er Lebens­mitte gewach­sen.  

In den ersten Lebens­monat­en pflegten wir Linn selb­st ohne einen Kinderkrankenpflege­di­enst. Klinikaufen­thalte drängten sich in unseren All­t­ag dazwis­chen wegen der Schluck­störung, der Magen­sonde, schw­eren Sod­bren­nens, wegen der eingeschränk­ten Atmung. 

Später gesellte sich noch die Epilep­sie dazu. 

Dann schädigte die Schluck­störung und der Reflux im zweit­en Leben­s­jahr die Lunge so stark, dass sie auf der Kinder­in­ten­sivs­ta­tion lan­dete. Linn wurde in den kün­stlichen Schlaf gelegt und über einen Nasen­tubus beat­met.  

Sie kon­nte wieder von der Beat­mung entwöh­nt wer­den, für kurz und schwups wurde sie wieder in den Schlaf gelegt und sie war wieder an der Beat­mungs­mas­chine. Sie bekam ihr Tra­cheostoma.  

Seit­dem ist sie langzeit­beat­met, mit und ohne Sauer­stoff. 

18 Leben­s­jahre mit schw­er­er Erkrankung und Linn hätte sie nie so gut gemeis­tert, wenn uns nicht so viele Per­so­n­en und Ein­rich­tun­gen geholfen hät­ten oder uns auch heute helfen.  

Die Glückwunschkarten zum 18. Geburtstag
Die Glück­wun­schkarten zum 18.

Ihnen allen gehört unser Dank!  

Zum einen sind es die Pflege­fachkräfte bei uns zu Hause in Jena, die Kinderkrankenpfleger:innen auf der Kinder­in­ten­siv oder der neu­ropä­di­a­trischen Sta­tion in der Kinderklinik Jena. 

Es sind die Aufen­thalte in den Kinder- und Jugend­hos­pizen. 

Es sind die hausärztlichen Kinderärzt:innen und die spezial­isierten Ärzt:innen in der Klinik, das Pal­lia­tivteam der Uniklinik Jena für Kinder und Jugendliche.  

Jahre zurück und die Pflege, Kita, Schule und die Sanitätshäuser 

Wenn wir die Jahre zurückschauen, wird deut­lich, was alles für Linn gebraucht wird, um ein Leben mit guter Leben­squal­ität zu basteln.  

Neben der täglichen häus­lichen Inten­sivpflege benötigt und braucht sie täglich Input. Kurz gesagt, der Trubel ander­er Kinder oder Leute um sie herum, die gut im Gespräch sind. Kinder­lärm wie in der Kita oder in der Schule war und ist für Linn mit der beste Input. Dort gehen die Augen auf und es kann ein Lachen zaubern.  

Darum sind wir froh und dankbar, dass Linn heute auf eine reg­uläre Schule gehen kann, sie dort teil­nimmt und gefördert wird. 

San­ität­shäuser sind dage­gen ein schwieriges The­ma. Viele leis­ten gute Arbeit wie für den Roll­stuhl, den Ste­htrain­er, die orthopädis­chen Hil­fen, bei der Nahrungssonde oder wenn es sich um die Beat­mung dreht. 

Doch bei der Windelver­sorgung ist Stre­it fest ein­pro­gram­miert. Die Kosten, welche die Krankenkasse nicht deckt, ver­suchen und ver­sucht­en sie uns aufzu­drück­en. 

Ich frage mich jedes Mal: Warum nehme diese San­ität­shäuser oder Liefer­an­ten die Inkon­ti­nen­zver­sorgung über­haupt an? Weil viele andere Patient:innen trotz­dem das bezahlen, was die Krankenkasse nicht zahlen würde? Eben ein schwieriges The­ma.  

18 Jahre Streit mit der Krankenkasse und Behörden 

Ja, in diesen vie­len Leben­s­jahren erfuhren wir durch Umfra­gen, was die Fam­i­lien mit einem erkrank­ten / behin­derten Kind belastet.  

Wieder­holt gab es die Antwort: die Stre­its und Kämpfe mit den Ämtern, mit den Krankenkassen.  

Die Behin­derung und die Krankheit des Kindes zu akzep­tieren oder die Pflege sei weniger ein Prob­lem.  

Die Pflege belastet auch, ja, aber vieles wäre ein­fach­er, wenn sie nicht mit den Krankenkassen und Behör­den kämpfen müssten.  

Wir kön­nen dies gut bestäti­gen. Die Post, der Weg zum Briefkas­ten, wird schnell zu einem Trig­ger für ablehnende Gefüh­le und Unsicher­heit.  

Nachdenken über das Leben im Cafe in Jena
Nach­denken, was kommt mit dem 18. Geburt­stag

Müssen wir wieder um Linns Rechte stre­it­en? 

Bei diesem Phänomen rückt schnell in Hin­ter­grund, was alles genehmigt wird, wo die Anträge nicht angezweifelt wer­den. Lei­der.  

Diese Kämpfe belas­ten, weil einige medi­zinis­che Hil­f­s­mit­tel wichtig sind, um einen vernün­fti­gen All­t­ag zu meis­tern und um am Leben in der Gemein­schaft, der Fam­i­lie teil­haben zu kön­nen.  

Durch die Ablehnun­gen oder fehlen­den Genehmi­gung kön­nen wir unseren All­t­ag nicht pla­nen oder es zeich­net sich das Bild: Der All­t­ag bricht zusam­men.  

Linn ist abhängig von Tech­nolo­gie und täglich­er pflegerisch­er und medi­zinis­ch­er Ver­sorgung. Gerne hät­ten wir ihr ein freieres Leben gewün­scht. Es ist, wie es ist. 

Und Dank und Dank 

Doch unser größter Dank gehört für uns allen Pflege­fachkräften, die Linn in diesen vie­len Jahren ver­sorgt haben, sei es in der Uniklinik Jena, den Kinder­hos­pizen, dem Kinder­in­ten­sivpflege­di­enst Münch­n­er Kindl und unseren jet­zi­gen Pflege­fachkräften bei Linn. 

Ein Grund, warum die jet­zige Pflege so gut aufgestellt ist, liegt an der uner­müdlichen Arbeit im Hin­ter­grund der Fa. Per­fect care@home, Pro Assis­tenz Jena und der jahre­lan­gen Begleitung durch das Jenaer Zen­trum für selb­st­bes­timmtes Leben.  

Der Dank geht auch an die Päd­a­gogen in ihrem ehe­ma­li­gen Kinder­garten in Jena, die Son­der­päd­a­gogen, die son­der­päd­a­gogis­chen Fachkräfte, die Lehrer:innen und Erzieher:innen in der Schule, die Schulbegleiter:innen.  

Ja, auch der Kita- und Schulleitung und der Hauswirtschaft. Denn ohne ihre Logis­tik, ohne ihre Zus­tim­mung und Mitar­beit wäre der Schulbe­such nicht möglich gewe­sen. 

Unser Dank geht auch an Linns Therapeut:innen in Jena: die Physio- und Ergother­a­pie sowie die Logopädie. 

Danke an die Förderung durch die unter­stützte Kom­mu­nika­tion und die frühere Seh- und Hör­früh­förderung. 

Vie­len Dank an die Fir­ma Börgel für die jahre­lange Betreu­ung für die Beat­mung und die Tra­cheostom­aver­sorgung. An die Fa. Medipo­lis in Jena für ihre Home­care und der Apotheke Am Nol­len­dor­fer Hof. Vie­len Dank an die Fa. BOS aus Erfurt und die Fa. Car­queville für die Hil­f­s­mit­telver­sorgung. 

Wir wis­sen, diese Liste unvoll­ständig. Und vieles hätte sich nicht entwick­elt, wenn es nicht die unzäh­li­gen Gespräche mit anderen Fam­i­lien in der Selb­sthil­fe gegeben hätte.

Ein­mal der Aus­tausch in unser­er Selb­sthil­fe­gruppe neu­rokind Jena oder bei dem Vere­in INTEN­SIVkinder zu hause e.V. Zum anderen die Kon­tak­te bei der PCH-Fam­i­lie e.V. oder in den Foren rehakids.de und intensivpflege-familie.de (früher tracheostoma-kinder.de). 

Kurz gesagt: Es sind sehr viele Men­schen gewe­sen, die uns halfen, direkt oder indi­rekt, wie der ehe­ma­lige Bürg­er­meis­ter von Jena, Herr Schenker, oder die ehe­ma­lige Lei­t­erin vom Jugen­damt, Frau Brun­ner.  

Ja, auch die einzel­nen Mitarbeiter:innen in der Stadt oder Ämtern wie dem Gesund­heit­samt baut­en eine ver­trauensvolle Zusam­me­nar­beit auf, was Grund­la­gen set­zte.  

Wir wün­schen und hof­fen sehr, auch in Zukun­ft hier gute Lösun­gen für Linn auf­bauen zu kön­nen.