Wie hast du in die außerklinische Intensivpflege (oder zu uns) gefunden?
Durch meinen Mann habe ich das PflegeTeam schon seit den Anfängen indirekt miterlebt. Dadurch hat mich die Öffentlichkeitsarbeit in den sozialen Medien und auf der Homepage interessiert.
Worin warst du dir unsicher, diesen Job anzunehmen? Gab es weitere Informationen, die du gern erfahren hättest?
Vor der Kinderkranken- und Kinderintensivpflege habe ich großen Respekt. Zum einen wegen der doch anderen Krankheitsbilder und Versorgung und zum anderen aufgrund der engen Zusammenarbeit mit den Eltern. Die 1:1 Pflege in Zusammenhang mit der privaten Häuslichkeit stellten für mich auch eine neue Herausforderung dar. Ich fühlte mich aber vor meiner Einstellung zu allen mir wichtigen Punkten ausreichend informiert.
Du arbeitest in Teilzeit im PflegeTeam. Lässt sich dies mit Anspruch der Arbeit und auch den Entwicklungen bei Linn gut umsetzen?
Nach einer gründlichen und individuell angepassten Einarbeitung sind selbst nach längeren Freiphasen die Dienste sehr gut machbar. Durch Übergaben und gewissenhafter Dokumentation können Besonderheiten und Verläufe gut nachvollzogen werden. Außerdem steht bei Unklarheiten immer jemand zur Verfügung, den/die man fragen kann.
Was hat dich am stärksten begeistert in diesem Arbeitsfeld? Dies auch im Vergleich zu vorherigen Arbeitgebern?
Absolut neu war für mich diese Entschleunigung – plötzlich Zeit für die Pflege zu haben. Ich konnte auf einmal die Aufgaben gewissenhaft durchführen, wie ich es in der Berufsausbildung gelernt habe. Es besteht deutlich weniger Druck als bei meinen vorhergehenden Arbeitgebern. Was mich wirklich begeistert, ist, dass auf die Bedürfnisse von Linn individuell eingegangen werden kann und die Mitarbeitenden mit den individuellen Grenzen und familiären Besonderheiten trotzdem gesehen und respektiert werden. Was hast du besonders, auch für dein Leben gelernt und was berührt dich sehr mit der Tätigkeit?
Der Umgang mit Behinderung hat mich nachhaltig geprägt: Wie ist eine aktive Teilhabe in der eigenen Familie und in der Gesellschaft denk- und praktizierbar. Außerdem finde ich es beeindruckend, wie eine Kommunikation mit Linn möglich ist und wie es mir mit der Zeit gelungen ist ihre Bedürfnisse und Befindlichkeiten zu erkennen und darauf angemessen zu reagieren.
Wie erlebst du die Pflegearbeit jetzt gegenüber den vorherigen oder anderen Arbeitsplätzen in der Pflege?
Der Zeitfaktor spielt an diesem Arbeitsplatz eine entscheidende Rolle. Das ist mir so tatsächlich neu gewesen. Hektik, Stress, Zeitdruck? Das habe ich hier, wie ich es bisher kannte, nicht erlebt. Das Mitspracherecht, was die Pflegekräfte hier bekommen, um aktiv an Linns Pflegeplanung mitzuwirken, ist auch besonders. Alle Mitarbeitenden haben eine Stimme. Es herrscht keine strikte Hierarchie und mit den Eltern, die einerseits Vorgesetzte und andererseits liebende und sorgende Eltern sind, kann immer und jederzeit in den Austausch gegangen werden.
Wie erlebst du die Vereinbarkeit deines Familienlebens und (Dienstplanung/Dienstende)?
Hier lässt sich tatsächlich das Familienleben mit der Arbeit sehr gut vereinbaren. Das existierende Dienstplanprogamm lässt die persönlichen Wünsche gut umsetzen. Möglichen Unstimmigkeiten können sofort und direkt kommuniziert werden. Spontane familiäre Veränderungen können problemlos mit Linns Eltern besprochen werden. Dafür wird immer eine passende Lösung gefunden. Das nimmt jede Menge Druck raus.
Welche Werte in der Pflege sind für dich wichtig und welche werden gerade hier gelebt?
Ganzheitlichkeit, Würde, Sinnhaftigkeit und Empathie spielen für mich persönlich in meiner Arbeit als Pflegekraft eine große Rolle. Da Linn ganzheitlich gesehen und auch würdevoll gepflegt wird, weil ruhig und empathisch auf ihre individuellen Bedürfnisse eingegangen werden kann, kann ich hier nach meinen Werten pflegen. Außerdem stellt die Arbeit eine sinnstiftende Tätigkeit dar. Nach Feierabend kann ich aus diesem Grund mit einem guten Gefühl nach Hause gehen.
Wie ist es für dich Zeit für die Pflege zu haben?
Das ist neu für mich und daran muss ich mich zeitweise noch immer gewöhnen. Sie stellt aber die Grundlage meiner Arbeit dar, um meine Werte auch zu leben.
Du gehst mit in die Schule. Was macht die Schulbegleitung so besonders?
Die multiprofessionelle Zusammenarbeit mit den pädagogischen Lehrkräften, der Schulbegleitung und dem Therapeutenteam zusammen mit der pflegerischen Arbeit stellen ein komplett neues Aufgabenfeld für mich dar. Individuelle, ganzheitliche und empathische Pflege spielt auch hier eine entscheidende Rolle. Inklusion und Integration bekommen für mich dadurch nochmal eine ganz neue Bedeutung. Positive Aspekte aber auch Grenzen, was so ein integratives Schulkonzept mit sich bringt, sind auch eine Besonderheit dieses Tätigkeitsbereichs.
Wie erlebst du das Teamleben?
Obwohl wir die Teammitglieder oft nur kurz bei der Übergabe sehen, spüre ich hier wider Erwartens einen Teamgedanken. Es besteht ein Austausch bei Teambesprechungen, Teamcoachings und Teambuildingmaßnahmen (Feste, Ausflüge).
Was wünschst du dir, wie die Pflegearbeit des Teams bei Linn weitergehen kann?
Ich wünsche mir, dass Linn weiterhin so eine bedürfnisorientierte und ganzheitliche Pflege in ihrer Häuslichkeit zusammen mit ihrer Familie durch qualifiziertes Pflegepersonal erleben darf. Für die Pflegekräfte wünsche ich mir weiterhin diese offene Kommunikation, das große Mitspracherecht bei der Dienstplangestaltung, eine aktive Mitgestaltung bei der Maßnahmenplanung für Linn und einen respektvollen Umgang untereinander.
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