Wie hast du in die außerklinische Intensivpflege (oder zu uns) gefunden?

Durch meinen Mann habe ich das PflegeTeam schon seit den Anfän­gen indi­rekt miter­lebt. Dadurch hat mich die Öffentlichkeit­sar­beit in den sozialen Medi­en und auf der Home­page inter­essiert.

Worin warst du dir unsicher, diesen Job anzunehmen? Gab es weitere Informationen, die du gern erfahren hättest?

Vor der Kinderkranken- und Kinder­in­ten­sivpflege habe ich großen Respekt. Zum einen wegen der doch anderen Krankheits­bilder und Ver­sorgung und zum anderen auf­grund der engen Zusam­me­nar­beit mit den Eltern. Die 1:1 Pflege in Zusam­men­hang mit der pri­vat­en Häus­lichkeit stell­ten für mich auch eine neue Her­aus­forderung dar. Ich fühlte mich aber vor mein­er Ein­stel­lung zu allen mir wichti­gen Punk­ten aus­re­ichend informiert.

Du arbeitest in Teilzeit im PflegeTeam. Lässt sich dies mit Anspruch der Arbeit und auch den Entwicklungen bei Linn gut umsetzen?

Nach ein­er gründlichen und indi­vidu­ell angepassten Einar­beitung sind selb­st nach län­geren Freiphasen die Dien­ste sehr gut mach­bar. Durch Über­gaben und gewis­senhafter Doku­men­ta­tion kön­nen Beson­der­heit­en und Ver­läufe gut nachvol­l­zo­gen wer­den. Außer­dem ste­ht bei Unklarheit­en immer jemand zur Ver­fü­gung, den/die man fra­gen kann.

Krankenpflegerin Clau­dia bei der Ver­sorgung Gas­tros­toma

Was hat dich am stärksten begeistert in diesem Arbeitsfeld? Dies auch im Vergleich zu vorherigen Arbeitgebern?

Abso­lut neu war für mich diese Entschle­u­ni­gung – plöt­zlich Zeit für die Pflege zu haben. Ich kon­nte auf ein­mal die Auf­gaben gewis­senhaft durch­führen, wie ich es in der Beruf­saus­bil­dung gel­ernt habe. Es beste­ht deut­lich weniger Druck als bei meinen vorherge­hen­den Arbeit­ge­bern. Was mich wirk­lich begeis­tert, ist, dass auf die Bedürfnisse von Linn indi­vidu­ell einge­gan­gen wer­den kann und die Mitar­bei­t­en­den mit den indi­vidu­ellen Gren­zen und famil­iären Beson­der­heit­en trotz­dem gese­hen und respek­tiert wer­den. Was hast du beson­ders, auch für dein Leben gel­ernt und was berührt dich sehr mit der Tätigkeit?

Der Umgang mit Behin­derung hat mich nach­haltig geprägt: Wie ist eine aktive Teil­habe in der eige­nen Fam­i­lie und in der Gesellschaft denk- und prak­tizier­bar. Außer­dem finde ich es beein­druck­end, wie eine Kom­mu­nika­tion mit Linn möglich ist und wie es mir mit der Zeit gelun­gen ist ihre Bedürfnisse und Befind­lichkeit­en zu erken­nen und darauf angemessen zu reagieren.

Wie erlebst du die Pflegearbeit jetzt gegenüber den vorherigen oder anderen Arbeitsplätzen in der Pflege?

Der Zeit­fak­tor spielt an diesem Arbeit­splatz eine entschei­dende Rolle. Das ist mir so tat­säch­lich neu gewe­sen. Hek­tik, Stress, Zeit­druck? Das habe ich hier, wie ich es bish­er kan­nte, nicht erlebt. Das Mit­spracherecht, was die Pflegekräfte hier bekom­men, um aktiv an Linns Pflege­pla­nung mitzuwirken, ist auch beson­ders. Alle Mitar­bei­t­en­den haben eine Stimme. Es herrscht keine strik­te Hier­ar­chie und mit den Eltern, die ein­er­seits Vorge­set­zte und ander­er­seits liebende und sor­gende Eltern sind, kann immer und jed­erzeit in den Aus­tausch gegan­gen wer­den.

Wie erlebst du die Vereinbarkeit deines Familienlebens und (Dienstplanung/Dienstende)?

Hier lässt sich tat­säch­lich das Fam­i­lien­leben mit der Arbeit sehr gut vere­in­baren. Das existierende Dien­st­plan­progamm lässt die per­sön­lichen Wün­sche gut umset­zen. Möglichen Unstim­migkeit­en kön­nen sofort und direkt kom­mu­niziert wer­den. Spon­tane famil­iäre Verän­derun­gen kön­nen prob­lem­los mit Linns Eltern besprochen wer­den. Dafür wird immer eine passende Lösung gefun­den. Das nimmt jede Menge Druck raus.

Welche Werte in der Pflege sind für dich wichtig und welche werden gerade hier gelebt?

Ganzheitlichkeit, Würde, Sinnhaftigkeit und Empathie spie­len für mich per­sön­lich in mein­er Arbeit als Pflegekraft eine große Rolle. Da Linn ganzheitlich gese­hen und auch würde­voll gepflegt wird, weil ruhig und empathisch auf ihre indi­vidu­ellen Bedürfnisse einge­gan­gen wer­den kann, kann ich hier nach meinen Werten pfle­gen. Außer­dem stellt die Arbeit eine sinns­tif­tende Tätigkeit dar. Nach Feier­abend kann ich aus diesem Grund mit einem guten Gefühl nach Hause gehen.

Wie ist es für dich Zeit für die Pflege zu haben?

Das ist neu für mich und daran muss ich mich zeitweise noch immer gewöh­nen. Sie stellt aber die Grund­lage mein­er Arbeit dar, um meine Werte auch zu leben.

Du gehst mit in die Schule. Was macht die Schulbegleitung so besonders?

Die mul­ti­pro­fes­sionelle Zusam­me­nar­beit mit den päd­a­gogis­chen Lehrkräften, der Schul­be­gleitung und dem Ther­a­peu­ten­team zusam­men mit der pflegerischen Arbeit stellen ein kom­plett neues Auf­gaben­feld für mich dar. Indi­vidu­elle, ganzheitliche und empathis­che Pflege spielt auch hier eine entschei­dende Rolle. Inklu­sion und Inte­gra­tion bekom­men für mich dadurch nochmal eine ganz neue Bedeu­tung. Pos­i­tive Aspek­te aber auch Gren­zen, was so ein inte­gra­tives Schulkonzept mit sich bringt, sind auch eine Beson­der­heit dieses Tätigkeits­bere­ichs.

Wie erlebst du das Teamleben?

Obwohl wir die Team­mit­glieder oft nur kurz bei der Über­gabe sehen, spüre ich hier wider Erwartens einen Teamgedanken. Es beste­ht ein Aus­tausch bei Teambe­sprechun­gen, Team­coach­ings und Team­build­ing­maß­nah­men (Feste, Aus­flüge).

Was wünschst du dir, wie die Pflegearbeit des Teams bei Linn weitergehen kann?

Ich wün­sche mir, dass Linn weit­er­hin so eine bedürfnisori­en­tierte und ganzheitliche Pflege in ihrer Häus­lichkeit zusam­men mit ihrer Fam­i­lie durch qual­i­fiziertes Pflegeper­son­al erleben darf. Für die Pflegekräfte wün­sche ich mir weit­er­hin diese offene Kom­mu­nika­tion, das große Mit­spracherecht bei der Dien­st­plangestal­tung, eine aktive Mit­gestal­tung bei der Maß­nah­men­pla­nung für Linn und einen respek­tvollen Umgang untere­inan­der.

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