Unsere Pflegefachkraft Karo absolvierte vor ihrem Studium eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin. Bis zu deinem Start an der Uni hatte sie in der Krankenpflege gearbeitet, unter anderem auch in der außerklinischen Intensivpflege, der 1:1 Versorgung im Pflegedienst.
Was hatte dich vor fünf Jahren bewegt, einen Minijob während des Studiums in der Pflege anzunehmen?
Die Abwechslung. Im dritten Fachsemester hatte ich mich damals für den Minijob beworben und hatte rückblickend sehr viel Zeit und Energie ins Studium gesteckt. Dabei stellte ich fest, dass es mir unendlich guttut, mal eine andere Umgebung, eine neue Aufgabe und somit einen neuen Blickwinkel im Alltag zu erleben. Fernab von Büchern und Prüfungen, die man ohnehin nachholen kann. (;
Wie hast du damals in Linns PflegeTeam gefunden? Was hat dich überzeugt?
Ich bin damals abends von einer Freundin angerufen worden, weil sie von dem Job gehört hatte und meinte, das könnte auch für mich was sein. Und 2 Stunden später saßen wir gemeinsam bei Familie Strecker auf dem Sofa. (: Der erste Eindruck war sehr freundlich und offen und dann stand das entspannte Angebot einer Hospitation im Raum und ich dachte mir: „Da gibt es nichts zu verlieren – das kannst du ausprobieren.“
Worin warst du dir unsicher, diesen Job anzunehmen? Gab es weitere Informationen, die du gerne erfahren hättest?
Vor meinem Studium habe ich in einer großen Intensivpflege-Firma als Springer gearbeitet. Dies bedeutete ständig neue Patient:innen mit deren Familien. Der Nachteil: ich musste mich immer erneut einarbeiten.
Der Vorteil: Wenn die Chemie nicht gestimmt hat, war das nicht tragisch, weil man nie länger als ein paar Tage lang da war.
Sobald ich auf lange Sicht nur eine einzige Klientin betreue, stieg bei mir immer die innere Spannung, ob ich mit allen Besonderheiten und Eigenheiten gut zurechtkomme. Dafür habe ich meine Hospitation genutzt und die Kollegin mit vielen Fragen gelöchert.
Auch das hat mir ein gutes Gefühl gegeben. Doch was ich gerne bei meinem Start gewusst hätte: Gerne hätte ich mehreren Leuten bei meiner Einarbeitung über die Schulter geschaut, um zu sehen, was man bei Linn noch so ausprobieren oder anders händeln kann. Da man ja zwar ein Team ist, aber in der Schicht allein in der Familie arbeitet, tut dieser kollegiale Austausch sehr gut.
Mehrere Studierende mit Pflegeausbildung nehmen einen Minijob in der Pflege nicht an. Was vermutest du? Liegt vielleicht an den Erfahrungen mit den Arbeitsbedingungen, bei denen man ausgelaugt vom Dienst kommt oder man wiederholt einspringen muss?
Das Medizinstudium an sich nimmt viel Zeit und Kraft in Anspruch. Und wenn man dann noch ein bisschen Freizeit haben will, dann kann ich mir vorstellen, dass sich viele zweimal überlegen, ob sie sich zusätzlich noch einen Nebenjob gönnen. Und zum anderen kann ich mir vorstellen, dass die schlechte Vorerfahrung aus der Pflege ebenso eine Rolle spielt.
Wie erlebst du die Vereinbarkeit von deinem Studium, dein Privatleben und der Arbeit (Dienstplanung / Dienstende)?
Absolut vereinbar. Selbst bei spontanen Planänderungen durch die Uni oder anderen unvorhersehbaren Dingen hat sich bisher immer ein Weg gefunden, den Dienstbeginn zu variieren oder zur Not ganze Dienste mit Kolleg:innen zu tauschen.
Natürlich fällt bei Wochenenddiensten, vorwiegend Nachtschichten mal eine Freitagabendparty aus. Aber da ein Minijob um die 3 Schichten/Monat beinhaltete, ist nicht jedes Wochenende betroffen und es gibt die Möglichkeit Schichten auch unter der Woche zu arbeiten. Alles sehr flexibel.
Wie erlebst Du die Arbeitsbedingungen und die Dienstplanung bei Linns PflegeTeam? Sind die Belastungen und Einsatzplanung gut mit dem Studium zu vereinbaren?
Die Arbeitsbedingungen sind verglichen mit der Klinik ein Träumchen. Ich hatte noch nie eine so intensive Einarbeitung und ich hatte noch nie so viele Geräte, die die Pflegearbeit erleichtern.
Familie Strecker versucht durch viele kleine Gesten, alles so angenehm wie möglich zu gestalten. Stichworte: Kaffeemaschine, Kühlschrank, Sitzgelegenheiten, Aufenthaltsraum neben Linn.
Man muss ein wenig vorausplanen können, da die Dienstpläne 2 Monate eher geschrieben werden. Am besten hat man seine zukünftigen Termine alle im Kopf, oder auf einem Zettel, um Kollisionen im Vorfeld zu vermeiden.
Erlebst du durch den Minijob Vorteile? Zum Beispiel schuf es so etwas wie einen erweiterten Horizont für deine jetzige Ausbildung oder deinem sozialen Umfeld?
Im rein medizinischen Bereich konnte ich mir durch die verschiedenen Medikamente und Therapien einige neue Informationen aneignen.
Aber sehr viel mehr lernt man einen entspannten und trotzdem aufmerksamen Umgang mit sehr pflegebedürftigen Patienten, wo es manchmal drauf ankommt, auch kleine Veränderungen zu bemerken.
Natürlich kommen auch viele Fragen aus dem Freundes- und Familienkreis, über „was ich da genau mache…“ Das verschaffte mir die Möglichkeit, das ganze Thema Intensivpflege, Umgang mit Behinderung usw. ein etwas stärker in den gesellschaftlichen Fokus zu rücken.
Und ja, als die Intensivmedizin im Studium durchgesprochen wurde und die Praktika auf der ITS anstanden, hatte ich verständlicherweise mehr Ahnung und „den richtigen Blick“.
Was hat dich am stärksten begeistert in diesem Arbeitsfeld? Dies auch im Vergleich zu früheren Arbeitsplätzen vor dem Studium.
Mich begeistert, wie viel man mit Freude, Kreativität und Motivation aus einer doch so besonderen Familiensituation machen kann.
Ich war unter anderem schon zweimal mit im Urlaub am Chiemsee und durfte viele liebevolle, motivierte Menschen im Bereich der Pflege und Therapie kennenlernen.
Was hast du besonderes, auch für dein Leben gelernt, und was berührt dich sehr mit der Tätigkeit?
Der Job erdet mich immer wieder und lässt meine groß geglaubten Probleme mit Uni und Studium gerne mal auf die richtige Größe zusammenschrumpfen.
Außerdem habe ich durch das Familienleben oft mitbekommen, wie sehr man doch kleine Dinge genießen lernen kann.
Welche Werte in der Pflegearbeit sind für dich wichtig und welche werden gerade hier gelebt?
Ehrlichkeit, Respekt, Gerechtigkeit, Verlässlichkeit, Fürsorge, Empathie, Vertrauenswürdigkeit, Integrität und Humor. Und welche gelebt werden? – alle. (: Das klingt jetzt vielleicht plump – aber ich fühle es so.
Wie ist es für dich, Zeit für die Pflege zu haben?
In der Klinik hätte ich nie gedacht, dass man die Worte Zeit und Pflege ohne ein Schmunzeln in einem Satz verwenden kann. Aber in der ambulanten Intensivpflege in 1:1 Betreuung ist das tatsächlich möglich. Und wie das ist? – wunderschön. (: Jemandem Hilfsbedürftigen genau das zukommen lassen zu können, was er gerade braucht in seiner besonderen Situation – das ist was Besonderes. Am Ende der Schicht geht man nach Hause und nimmt das gute Gefühl mit, alles getan zu haben.
Wie erlebst Du das Teamleben?
Wie schon erwähnt, sieht man sich nur zu den Dienstübergaben, da man innerhalb der Schichten 1:1 mit Linn arbeitet. Daher gibt es kein tägliches Teamleben. Aber wir sehen uns zu den Teambesprechungen mit den Eltern, im Teamcoaching, sowie den selbst organisierten monatlichen, freiwilligen Teamtreffen. Und dann gibt es noch besondere Anlässe einmal im Jahr, die von uns als Team mit organisiert werden: Geburtstage mit Geburtstagsgeschenken, ein Sommerfest, Weihnachten, Fasching…
Egal, wann, was und wie: es ist immer bunt und lustig. An Ideen mangelt es nicht.
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